Gewaltfrei Lernen

Im Rahmen der Gewaltprävention führen wir seit November 2015 in allen Klassen das Projekt “Gewaltfrei Lernen” durch. Jede Klasse trainierte in drei Doppelstunden unter Expertenleitung (www.gewaltfreilernen.de). Die gesamte Konfliktschulung wurde bewegungsreich gestaltet.  Ziel ist es, langfristig die Lernatmosphäre in der gesamten Schule, sowohl im Vormittags- als auch im Nachmittagsbereich, zu verbessern und somit die Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit zu fördern. Um die trainierten Regeln und Verhaltensweisen langfristig im Schulalltag umsetzen zu können, begleiteten die Klassenlehrer/innen die Trainingsstunden aktiv. Auch eine Erzieherin der OGS war mit dabei.

Die Realisierung des Projektes ist nur aufgrund großzügiger Spenden der Unfallkasse NRW und des Rotary-Clubs Köln-Ville (hier drei Herren des Vorstandes) möglich. Die Herren waren von der Projektidee und der Motivation der Kinder sehr angetan.

Für die gemeinsame Präventionsarbeit hat unsere Schule eine Urkunde erhalten.

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Zeitungsartikel Kölner Stadtanzeiger vom 22.2.2011

 

Lernen, ohne Gewalt zu leben

 

PROJEKT Wege der Konfliktbewältigung in der Brüggener Grundschule

VON RALPH JANSEN

Kerpen-Brüggen. „He, Du Ausländer, Du Mischling, Du Bastard!“ Der kleine Junge, dem diese Tirade gilt, zuckt ein ganz klein wenig mit den Achseln, als würde ihn das alles nichts angehen. Dann dreht er schlagartig den Kopf weg und geht mit festem Schritt in die Richtung weg, in die er blickt. Sibylle Wanders ist begeistert: „Sehr gut gemacht, sehr gut.“ Damit meint sie nicht die Beleidigungen, die das Kind gerade ertragen musste, sondern die Art, wie es darauf reagiert hat: „Richtig so, lasst es euch nicht anmerken, wenn einer euch wehtuen will. Wer widerliche Wörter sagt, der beleidigt seine Mama und seinen Papa, weil alle dann denken, bei denen zu Hause würde so geredet.“

Sibylle Wanders stellt sich den Kindern aus der Brüggener Albert-Schweitzer-Grundschule so vor: „Ich bin eure Lehrerin für Freundschaft.“ Und wie man Freundschaft schafft, wie man Konflikte vermeidet und trotzdem mutig ist, das lernen von ihr in diesen Tagen nicht nur alle 190 Grundschulkinder, sondern auch ihre Eltern, die Lehrer und auch die ganze Belegschaft der Offenen Ganztagsschule. „Wir stellen neue Regeln für die ganze Schule auf“, sagt Rektor Albert Fröhlich: „Und wir werden noch stärker darauf achten als bisher, dass sie auch eingehalten werden.“

Im Gymnastikraum streckt ein Mädchen ganz energisch die gespreizte Hand aus. „Fass mich nicht an!“, sagt sie zaghaft. Die Lehrerin für Freundschaft unterbricht: „Du musst in seine Augen sprechen, stark sprechen, dich wehren, aber nicht schlagen.“ Derart bestärkt versucht es das Mädchen noch einmal. Jetzt brüllt es fast: „Hör auf! Das machst Du mit mir nicht!“ Dann dreht sie sich weg und lässt den Partner stehen. „Ja, genau, so ist es richtig“, kommt die Bestärkung von Wanders, die einmal deutsche Meisterin im Judo war.

Jetzt wird es gefährlich im Gymnastikraum – jedenfalls scheint es so. Einer greift an und hält den Arm fest. Es scheint, als ob eine Prügelei kaum noch zu verhindern ist. Doch da kennt die Judoka einen Trick: „Lass los, ich will das nicht“, sagt sie bestimmt. Mit einem geschickten Griff entwindet sie den Arm aus der Umklammerung, dreht den Kopf und geht. Die Kinder üben das. Fasziniert stellen auch die Kleineren fest, dass sie sich so aus der Gewalt kräftigerer Kinder entwinden können.

Doch so weit soll es an der Albert-Schweitzer-Grundschule erst gar nicht mehr kommen. Dass auch in ihrem Leben Gewalt zum Alltag gehört, das geben die Schüler offen zu. „Wer von Euch hat schon so viele Schläge bekommen, dass es wehtut?“ – die meisten Finger gehen hoch. „Wer hat denn schon einmal selbst zugeschlagen?“ – die Ehrlichen, die antworten, bilden schon die Mehrheit. Für Sibylle Wanders ist das nichts Außergewöhnliches: „Das Klima hier an der Schule in Brüggen ist keineswegs gewalttätig. Gewalt unter Kindern, das kommt in der Großstadt, aber auch hier im ländlichen Brüggen vor.“ Doch nun nicht mehr.

„Diese Schule ist eine Insel. Von 8 bis 16 Uhr wird hier nicht geschlagen, darauf könnt ihr euch verlassen“ – das haben die Kinder, Eltern, Lehrer und Betreuungskräfte sich gegenseitig versprochen. Und wenn es doch mal nicht klappt, laufen die Kinder schnell zu einem Lehrer und holen Hilfe. Wenn die Gefahr nicht so groß ist, dann bilden sie die „liebe Mauer“ – zwei oder drei springen dem Angegriffenen zur Seite und stellen sich zwischen ihn und seinen Gegner, bis sie die Situation beruhigt haben. Bei ganz kleiner Gefahr können sich die Kinder nun alleine helfen. Möglich gemacht haben die Aktion „Gewaltfrei lernen“ der Rotary Club Köln-Ville und die Unfallkasse NRW mit jeweils 2000 Euro. Der Förderverein der Schule steuerte weitere 330 Euro bei und den Rest der Kosten von zwei Euro pro Kind trugen die Eltern. Rotarier Hanns Heinrich Kiefer setzt auch weiterhin auf Aktionen gegen Gewalt an Schulen: „Demnächst werden wir eine Fortbildung in Sindorf unterstützen.“

www.gewaltfreilernen.de

Sibylle Wanders zeigt den Kindern spielerisch, wie sie sich in Konfliktsituationen verhalten müssen – eine klare Körpersprache ist dann ganz wichtig, wenn man Angreifer abwehren will.

 

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